Nach dem “plötzlichen und unerwarteten” Abschied meines Blogs (alles meine Schuld), habe ich beim Kramen in den Archiven mein altes Theme aus dem Jahr 2017 (Mai war’s) wiedergefunden, das mir damals schon viel Spaß gemacht hatte und welches ich aus irgend einem Grund 2019 dann gegen das bisher aktive ausgetauscht hatte.

Ich bin halt so: polyamor was meine Themes angeht. Nicht nur im Web, sondern auch Farbschemata für neovim, meinen Editor, oder die Einrichtung meines Zimmers. Aber irgendwie fühlte sich das Theme damals “richtig” an, und so bleibt’s jetzt erstmal. Auch wenn einige Sachen (noch) nicht so richtig funktionieren.

Und dann kam die plötzliche Erkenntnis: ich blogge diese Woche seit 25 Jahren. Mein erstes Blogpost war am 11.1.2000. Es bestand aus zwei Bildern meiner neuen Wohnung in Santa Clara, CA, und den Worten “Moved in. Now, where can I get German bread?”

Design

Das erste Blogdesign war genau wie man sich ein Blog damals, so 2000-2004, vorgestellt hat. Witziger Name, lustige Tagline (“cooler than the other side of your pillow at 3am” war so eine), ganz viel RSS Feed und Pingback Zeugs, und natürlich die Webringe, die damals Discovery ausmachten. Von einem, “Democrat Veterans”, habe ich damals so etwa 90 Prozent meiner Erstbesuche bekommen.

Jedes Posting hatte dutzende von Kommentaren, und etwa die Hälfte aller Posts waren Kommentare auf Weblog Posts anderer Blogger. Das war eine gute Zeit.

Das zweite Design lebte von 2006-2008, war in ganz trendigem Blau gehalten und hielt sich auch sonst an die Proklivitäten der Zeit, mit Sans-Serif Schriftarten überall (heute wissen wir, dass Slab-Serif (wie auf diesem Blog) besser für Menschen mit Dyslexie ist), und ganz vielen Links zu Wissenschaft und Research.

Die politische Landschaft in den USA war angespannt, meine Unterstützung für Wesley Clark als Präsidentschaftskandidat der Demokraten 2004 hatte mich in eine Ecke (man erinnere sich: “Democrat Veterans”) gedrängt, in der 2/3 meiner Schreibe eigentlich nur noch aus Politik bestand. Nicht fehlen durften natürlich Widgets wie “Wo ist Mikka” und “Letztes Flickr Bild”.

2008-2014 waren die Jahre des “understated content”, in welchen (dank Twitter und Facebook) die Homepage nicht mehr wichtig war, und auf den individuellen Einträgen Text und Bilder wichtiger waren als Design. Die meisten Besucher kamen von Twitter (65%) oder anderen Blogs, die Beiträge verlinkten, nicht mehr durch RSS oder Webringe, auch wenn ich beides immer noch hatte.

Kommentare nahmen extrem ab, die meisten waren 140-Zeichen auf Twitter oder ein Herzchen auf Facebook. Interaktion starb, und mit ihr auch der intelligente Diskurs. Wo ich damals, 2004, noch mit Freude und echtem Respekt für meine politischen “Gegner” diskutiert hatte, gab es ab sofort nur noch “entweder mit uns oder inakzeptabel” als Schlachtruf. Obama war Präsident, ich packte meine Sachen um nach Deutschland zu ziehen, und Med School sorgte für schlaflose Nächte und stark koffeinhaltige Tage.

Ja, und da sind wir jetzt. Zwischen diesem Design und dem letzten lag dann noch eine kurze Zeit mit dem hier abgebildeten, welches der Vorläufer war. Ich verbrachte die meiste Zeit auf Quora, nicht im Web oder auf Twitter, und 2017 stieg ich ins Fediverse ein, damals mit vier Freunden in der Liste und zwei Abonnenten.

25 Jahre. Politik, die Welt hat sich geändert, eine Pandemie, Trump hat es geschafft, dass ich den Satz “naja, SO schlimm war selbst Bush nicht” und “mehr so einen Kandidaten wie Bush Sr.” laut ausgesprochen habe, und Twitter ist jetzt Der Stürmer auf 280 Zeichen.

Ein Vierteljahrhundert. Als ich angefangen habe zu bloggen, hätte ich mir auch nie vorstellen können, mal einen “MD” hinter dem Namen zu haben. Oder diese Zeilen aus meinem warmen Zimmer im Schneesturm in München zu schreiben. Die Blogbeiträge sind größtenteils für immer vom Netz (viele waren unheimlich cringe), aber mein Tagebuch, in welches ich die meisten kopiert hatte, lebt noch, und erinnert mich immer wieder daran, dass nichts so bleibt wie es ist, aber alte Liebe, auch wenn rostig, immer bleibt.